Sie leben auf dem Land? Wir haben da etwas Neues für Sie…

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Guten Tag!

Sie lesen gerade etwas Neues: den ersten Landbrief. Er kommt ab sofort wöchentlich, demnächst auch öfter. Um genau zu sein: immer mittwochs. So haben wir es geplant. Aber heute fangen wir erst einmal an. Womit eigentlich?

„Landbrief“ haben wir unser neues journalistisches Angebot getauft. In manchen Ohren mag dieser Titel ein wenig altertümlich klingen. Doch das täuscht. Das Wort ist ganz neu. Bislang gibt es das Wort „Landbrief“ gar nicht. Es steht nicht im Duden oder in sonst einem anderen Wörterbuch.

Die Lebenswelt auf dem Land gewinnt an Bedeutung

Neu ist nicht nur der Titel, sondern auch das, was wir vorhaben. Der Landbrief kommt auf digitalem Weg zu Ihnen und informiert regelmäßig über aktuelle Themen, die auf dem Land, in den Dörfern und Kleinstädten, in der ländlichen Bevölkerung für Diskussionen sorgen. Wir wollen im Landbrief sorgfältig recherchierte Hintergrundinformationen liefern, alle Seiten beleuchten und in gut lesbarer Form präsentieren. Anders gesagt: Im Landbrief bieten wir eine Art digitalen Bericht zur Lage auf dem Land – mit allen Fakten, Informationen und Links, die Sie benötigen, um mitdenken, mitreden und mitentscheiden zu können.

Warum machen wir das alles? Nun, die Lebenswelt auf dem Land gewinnt an Bedeutung, und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. Viele Menschen, zumal junge Familien, ziehen aus den größeren Städten ins nähere, meist ländlich-kleinstädtische Umfeld. Gerne haben sie dabei Natur in ihrer Nähe oder sogar einen Garten am Haus. Wie dem auch sei: Dank digitaler Technik können sie wieder verstärkt dort arbeiten, wo sie auch leben – wenn „das Netz“ es denn hergibt. Nebenbei bemerkt: Der schleppende Ausbau des Glasfasernetzes ist eines der Leitthemen, zu dem Sie mehr in den kommenden Landbriefen lesen können.

Wer auf dem Land wohnt, hat besondere Themenwünsche

Ob Digitales, Garten oder Energie, ob ländliche Infrastruktur, Ehrenamt oder Dorfkultur: Wer auf dem Land wohnt, hat besondere Fragen, besondere Themenwünsche, besondere Interessen. Der Landbrief wird sich um diese Themen kümmern.

Für unser neues journalistisches Angebot gibt es aber noch einen Grund, den wir nicht verschweigen möchten. Sie kennen ihn ja auch: Bislang existiert kein Medium, das aus dem Land, mit dem Land und für das Land spricht, das also aus einer regionalen, ländlichen Perspektive die großen Themen aus Politik, Wirtschaft und Kultur aufgreift und beleuchtet. Wer sollte das auch tun?

Viele Tageszeitungen leiden unter Auflagenschwund und ziehen sich aus der Fläche zurück. Lokalredaktionen werden zusammengelegt, manche sogar ganz aufgelöst. Wenn es dann doch irgendwo brennt, wird nicht selten ein freier Mitarbeiter „rausgeschickt“, wie es bezeichnenderweise in den Redaktionen heißt.

„Millionen Menschen, die Journalisten zu oft aus den Augen verlieren“

Und die großen sogenannten Leitmedien – egal ob gedruckt, gesendet oder online verbreitet? Aus deren Sicht scheint sich das wahre Leben in den Metropolen abzuspielen: in München, Hamburg, Berlin, Frankfurt oder Köln. Klar, da sitzen ja auch die meisten Redaktionen.

In den urbanen Büros ist das Interesse am „Land“ und seinen „Leuten“, an der Bevölkerung auf den Höfen, in den Dörfern und Kleinstädten nicht besonders ausgeprägt. Nur selten geht der Blick zu ihnen aufs Land – und wenn, dann ist er oftmals „wissend“ oder „besorgt“. So wie damals, 2017, vor der Bundestagswahl. Erinnern Sie sich? Kurz zuvor war in den USA ein Präsident namens Donald Trump gewählt worden, gestützt vor allem auf eine ländlich-kleinstädtische Wählerschaft. Und wenig später stimmte die Briten mit knapper Mehrheit für den Brexit. Auch dort kamen auffallend viele Stimmen für den EU-Ausstieg aus den ländlichen Gegenden. Spätestens jetzt fuhr in vielen Redaktionen von München über Frankfurt und Berlin bis Hamburg der Schrecken über die Schreibtische: Was, wenn auch bei uns die Populisten auf dem Vormarsch sind? Und klar doch, der urbane Blick ging – aufs Land. Wohin auch sonst?

„Mehr als die Hälfte der Deutschen lebt fernab der großen Städte. Es sind Millionen Menschen, die Journalisten und Hauptstadtpolitiker zu oft aus den Augen verlieren“– so bekannte damals die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“. Sie entsandte 16 (!) junge Reporter ins ländliche Niedersachsen, damit sie von den Menschen und ihren Problemen „in einem gewöhnlichen deutschen Dorf“ berichteten.

Die Hamburger Wochenzeitung blieb mit ihren ungewohnt selbstkritischen Tönen nicht allein. Ob RTL, Deutschlandfunk oder „taz Berlin“: Eine ganze Kohorte von Journalistinnen und Journalisten rückte 2017 aus, wanderte durch die Dörfer, befragte Personen auf Traktoren, an Bushaltestellen und in kleinen Lebensmittelläden. „Wir wollten fernab der ,Großstadtblase‘ Menschen und ihre Lebensrealitäten zu Wort kommen lassen und Antworten finden“, erklärte die „taz“ ihrer zumeist linksalternativ-urbanen Leserschaft den Schwenk aufs Land. Immerhin ehrlich war auch dieser Buchtitel eines „Zeit“-Reporters: „Deutschland ab vom Wege – eine Reise durch das Hinterland“.

“Es gibt keine abgelegenen Orte mehr”

Der ländliche Raum als mediales „Hinterland“? Wir sehen das anders – und wir sind damit nicht allein. „Es gibt keine abgelegenen Orte mehr“, hat vor gut zwei Jahren die Philosophin Agnes Heller festgestellt. Ihre Eröffnungsrede zum „Europäische Forum“ in Alpbach/Tirol, das sich seit langem mit Fragen der Zukunftsentwicklung ländlicher Räume befasst, schließt mit diesen Worten:

„Es gibt keine abgelegenen Orte mehr. Unsere Verantwortung ist eine weltweite Verantwortung geworden. Da der Aktionsradius einzelner Menschen nicht sehr weit reicht, beginnt die Verantwortung einzelner Bürgerinnen und Bürger damit, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die Freiheiten ihres Lebensraumes – ihres Dorfes oder ihrer Stadt – zu erhalten oder sie auszubauen. So kultivieren die Bürgerinnen und Bürger ihren eigenen Garten, und so können sie auch anderen helfen, ihre Gärten zu kultivieren.“

So sehen wir unsere Aufgabe

Als wir das zum ersten Mal gelesen haben, hat uns das sofort eingeleuchtet. Und es hat uns gefallen. Genauso sehen wir unsere Aufgabe:

Der Landbrief soll regelmäßig und verlässlich über Themen informieren, die auf dem Land, in den Dörfern und Kleinstädten, in der ländlichen Bevölkerung von besonderer Aktualität und Bedeutung sind.

Der Landbrief ist kein schnell am Rechner zusammengebastelter Newsletter, wie es sie zu Tausenden gibt. Sondern: Er ist ein Brief, greift also eine allseits bekannte und persönliche Form der Mitteilung auf und interpretiert sie neu: journalistisch und digital.

De Landbrief kommt regelmäßig per E-Mail zu Ihnen. Es gibt ihn also nicht gedruckt, sondern ausschließlich digital. So können Sie ihn lesen, wann sie mögen und wo sie gerade sind: auf dem Rechner im Büro, auf dem Tablet oder Smartphone auf der Terrasse, im Wohnzimmer, in einer Arbeitspause oder unterwegs.

Alle Landbriefe werden auf einer eigens eingerichteten Internetseite gesammelt. Dieses Angebot wird im Januar 2022 an den Start gehen. Aber die Seite können Sie sich natürlich schon jetzt ansehen. Die Adresse kennen Sie eigentlich schon: www.landbrief.de. Dort können Sie sich schon jetzt kostenfrei anmelden, und unseren Landbrief einmal die Woche zugeschickt bekommen.

Der Landbrief ist unabhängig und kommt ohne Werbung aus. Er ist derzeit für Sie ohne weitere Kosten zu beziehen. Aber seien wir ehrlich: Das Angebot wird irgendwann etwas kosten. Wie sonst sollten wir das alles auf die Beine stellen? Wir werden Sie rechtzeitig informieren, so dass Sie dann immer noch entscheiden können, ob sie den Landbrief weiterhin erhalten möchten.

Wer schreibt Ihnen den Landbrief?

Und wer steckt hinter alledem? „Wir“ – das sind:

Gisbert Strotdrees: „Seit über drei Jahrzehnten arbeite ich als Redakteur beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben. Dort kümmere ich mich um zwei Themenfelder: Zum einen habe ich viele Artikel zu historisch-landeskundlichen Themen veröffentlicht. Daraus sind einige Bücher entstanden, zuletzt ,Tatort Dorf – Kriminalfälle vom Land’ und ,Im Anfang war die Wooort – Flurnamen in Westfalen’. Zum anderen interessiere ich mich für die Gegenwart auf dem Land, für den Wandel in den Dörfern., nachzulesen in Reportagen und Hintergrundberichten – zuletzt über die neue Biotechnologie CRISPR/Cas , über die Unterwanderungsstrategien rechter Gruppierungen in ländlichen Vereinen oder auch über Zukunftsideen für Dörfer.“

Marit Schröder: „Das Land habe ich erst geliebt (als Kind), dann gehasst (als Teenie) und schließlich zu meiner beruflichen und privaten Heimat erkoren. Aufgewachsen auf einem norddeutschen Bauernhof, wollte ich nach dem Abi schnell raus aus der Provinz. Berlin oder New York sollten es mindestens sein. Geworden ist es Osnabrück, dann Göttingen. Zum Glück, denn dort habe ich meine ländlichen Wurzeln neu entdeckt. Ich habe in und zu ländlichen Räumen geforscht, schließlich zur Daseinsvorsorge im Landkreis Diepholz promoviert. Als Redakteurin beim Landwirtschaftsverlag beschäftige ich mich seit vier Jahren mit Agrarpolitik und ländlicher Entwicklung. Mit meiner Familie lebe ich mittlerweile auf einem Resthof im Münsterland. Und was soll ich sagen? Noch lieben meine Kinder das Landleben!”

So, dass musste jetzt alles mal gesagt werden. Damit Sie wissen, wer wir sind, was wir vorhaben und was wir Ihnen bieten möchten. Mehr können wir heute noch nicht verraten. Wir stehen ja erst am Anfang. In der nächsten Woche erfahren Sie mehr. Bleiben Sie also neugierig, lassen Sie sich überraschen – und wenn Sie mögen, können Sie sich in die Verteilerliste eintragen und den Landbrief weiterempfehlen.

Eine gute Woche wünschen Ihnen

Marit Schröder und Gisbert Strotdrees