Flaute beim Windkraftausbau. Teil 1: Drei Gründe, warum der Windenergieausbau hakt.

Es ist nun schon einige Donnerstage her, dass Superminister Robert Habeck bei der Pressekonferenz zur „Eröffnungsbilanz Klimaschutz“ ein eher düsteres Bild gezeichnet hat: Deutschland hinkt hinter den eigenen Klimaschutzzielen für 2030 hinterher und startet mit einem, so Habeck, „gehörigen Rückstand“. Heißt konkret: Der Anteil der Erneuerbaren Energien soll, so steht es im Koalitionsvertrag, bis 2030 auf 80% steigen – also in acht Jahren. Für den heutigen Anteil von 42% haben wir schlanke 30 Jahre gebraucht. Geht der Ausbau in diesem Tempo weiter, brauchen wir noch einmal 28 Jahre, um die 80% zu erreichen. Adam Riese-Fans wissen: Das sind mehr als acht. Und auch Habeck hält nüchtern fest: „Der Trend geht in die falsche Richtung.“
Denn: Die Ausbaukurve der Erneuerbaren Energien verläuft viel zu flach. Steiler werden soll sie unter anderem, so Habecks Pläne, indem bundesweit 2% der Flächen für den Ausbau von Windenergie bereitgestellt und genutzt werden. Steiler werden soll sie auch durch mehr Photovoltaik – auf Dächern, Feldern und zwischen Nutzpflanzen. Das Thema Photovoltaik werden wir uns im Landbrief im März genauer anschauen. Heute steht die Windkraft im Fokus. Und die Fragen: Wie schlimm ist es wirklich? Wer tritt eigentlich auf die Bremse? Und wie kann der Ausbau beschleunigt werden?
Worum geht’s eigentlich?
Eine Mini-Einordnung für alle, die wie ich im Bezeichnungs-Dschungel der ganzen Maßnahmen den Überblick verloren haben: Die „Eröffnungsbilanz Klimaschutz“ war der Startschuss für die Arbeit des im Koalitionsvertrag vereinbarten Klimaschutz-Sofortprogramms. Mit diesem will die Ampel-Regierung alle notwendigen Gesetze, Verordnungen und Maßnahmen auf den Weg bringen, um die Klimaziele auch zu erreichen. Ein erstes Osterpaket mit besonders zeitkritischen Gesetzen und Vorhaben soll in diesem Frühjahr im Kabinett beschlossen werden. Den offiziellen Bericht zur „Eröffnungsbilanz Klimaschutz“ finden Sie hier, die Pressekonferenz können Sie hier anschauen.
Eine windige Bestandsaufnahme
Die neuen Ausbauziele der Bundesregierung sehen bis 2030 eine installierte Leistung von 100 Gigawatt (GW) Windenergie an Land vor. Derzeit liefern Windenergieanlagen an Land etwa 55 GW Leistung. Der Ausbau muss also einen ordentlichen Satz machen und sich mehr als verdoppeln. Denn die 55 GW reduzieren sich noch: Viele Altanlagen werden noch durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert. Das heißt konkret, dass den Windrad-Betreibern für einen Zeitraum von 20 Jahren eine feste Einspeisevergütung gezahlt wird. Seit Anfang 2021 fallen die ersten Altanlagen aber aus der Förderung heraus, da die 20 Jahre um sind. Da ein Weiterbetrieb ohne Förderung bei den aktuellen Marktpreisen nicht wirtschaftlich ist, werden wohl viele Altanlagen vom Netz gehen. Damit schrumpft die derzeit installierte Leistung von 55 GW nochmals (wie eigentlich noch funktionale Windräder abgebaut werden, statt weiter Strom zu erzeugen, hat zum Beispiel tagesschau.de recherchiert.)
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