Die Kolumne von Swantje Eigner-Thiel: Auf gute Nachbarschaft – oder: „Der Genuss zusammen erschaffener Güter“

Dr. Swantje Eigner-Thiel arbeitet als Umweltpsychologin in der Dorfforschung. Mit zwei Kindern, Mann und Schafen lebt sie in einem Dorf in Südniedersachsen.
Neulich klingelt es bei uns an der Haustür. Meine Nachbarin Sabine steht da, in Gummistiefeln und Arbeitsklamotten. „Hast du Gemisch da?“ Ich verstehe sie nicht. Sie spricht es auch noch auf sehr niedersächsische Weise aus: Gemüsch.
„Was für ein Gemisch?“ – „Na, für die Motorsense! Im roten Kanister!“ Langsam dämmert mir, was sie meint, nämlich Sprit für den Mäher. Sie möchte ihre Weide nachmähen. „Müsste in der alten Garage stehen!“ Ich rufe noch meinen Sohn an, ob ich die richtige Mixtur gefunden habe, der kennt sich damit besser aus als ich. Ja, das Zeug ist das richtige. „Kriegst du morgen wieder!“, ruft Sabine noch, und weg ist sie, den Brennnesseln den Garaus zu machen.
Der Holzspalter namens Björn
Einige Tage später ruft eine andere Nachbarin an: Ob sie unseren Holzspalter noch mal ausleihen könnte, sie hätten eine Birke gefällt …? Natürlich kann sie das, wie immer. (Ich habe ja schon lange einen Holzspalter. Er heißt Björn. Dann haben wir uns einen weiteren gekauft, einen elektrischen, der ist noch ein bisschen schneller …) Am Abend bringt die Nachbarin ihn, zusammen mit einer Flasche Wein, zurück und bleibt noch auf einen netten Plausch.
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