Die Kolumne von Lukas Haffert: Die etwas andere Wahlnachlese – oder: Stadt gegen Land?

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Am 8. Mai machte die AfD eine Erfahrung, die andere kleine Parteien gut kennen, die ihr bislang aber erspart geblieben war: Sie flog aus einem Parlament. In Schleswig-Holstein stimmten nur 4,4 Prozent der Wählerinnen und Wähler für die Partei, nach 5,9 Prozent fünf Jahre zuvor. Eine Woche später erlitt die AfD auch in Nordrhein-Westfalen erhebliche Verluste. Zwar schaffte sie mit 5,4 Prozent knapp den Wiedereinzug in den Düsseldorfer Landtag, verlor gegenüber 2017 aber mehr als ein Drittel ihrer Wähler.
„AfD stark auf dem Land?“ – Da stimmt etwas nicht
Diese beiden Wahlergebnisse sind besonders interessant, weil sie in vielerlei Hinsicht die populäre Erzählung widerlegen, die AfD werde vor allem in ländlichen Regionen gewählt. Wo es an Ärzten, Bussen und schnellem Internet fehle, da, so lautet verkürzt die Erzählung, entsteht politischer Frust, der sich in der Wahl der AfD entlade.
Dass an dieser Erzählung etwas nicht ganz stimmen kann, zeigt sich schon daran, dass Schleswig-Holstein neben Niedersachsen das am wenigsten städtisch geprägte Bundesland in Westdeutschland ist. Aber auch in Nordrhein-Westfalen hatte die AfD ihren Wiedereinzug in den Landtag keineswegs zuvorderst den ländlichen Regionen zu verdanken. So landete sie nicht nur in den Metropolen Köln und Düsseldorf unter der 5-Prozent-Hürde, sondern auch in den Kreisen Borken, Kleve oder Steinfurt. Die Hochburgen der AfD liegen in Nordrhein-Westfalen weiterhin im nördlichen Ruhrgebiet, in Städten wie Duisburg, Gelsenkirchen oder Recklinghausen.
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