Hunger und Krieg: Die „Haushalts-Briefe“ von 1947 

Begleitend zu seiner Landbrief-Kolumne hat uns Prof. Dr. Joachim von Braun einen Fund aus dem Nachlass seiner Mutter mitgesandt: den "Haushalts-Brief" mit Rezepten aus dem Nachkriegs-Hungerjahr 1947. Wir haben dazu die historischen Hintergründe recherchiert.

von Gisbert Strotdrees
2022-06-01Haushalts-Briefe-1947 Kopie

„Der Haushalts-Brief“ – Nr. 1 vom Februar 1947 und Nr. 2 vom April 1947.

Unser Autor Prof. Dr. Joachim von Braun blickt in seinem ersten Beitrag für den Landbrief auf die Hungerkrisen Europas in diesem Jahrhundert, insbesondere auch auf den Hunger der frühen Nachkriegsjahre in Deutschland. Dazu hat er uns einen Fund aus dem Nachlass seiner Mutter mitgesandt und uns gebeten, die Abbildungen zu veröffentlichen.

„Der Haushalts-Brief – Praktische Ratschläge für die Küche“, erstmals im Februar 1947 in Bielefeld erschienen, präsentiert karge Rezepte der Nachkriegs-„Hungerküche“: Kartoffeln mit etwas Fett, Zwiebeln und einem Hauch gedünsteter Leberwurst beispielsweise. Oder einen „Frühlingsbrotaufstrich“, der angerührt wurde aus Wasser, vorgequollenem Mehl, Zwiebelwürfeln, einem Teelöffel Fett und „3 Eßl. Wildgemüse feingewiegt“. Das Rezept „Wildgemüsefrischkost“ nimmt Zutaten in den Blick, die damals zwischen den Kriegsruinen und am Straßenrand wuchsen: Brennnesseln, Breit- und Spitzwegerich, Brunnenkresse, Huflattich, Löwenzahn und Vogelmiere. Dazu gab es dann aber auch diese Warnhinweise:

„Beim Sammeln keinen Flurschaden anrichten! Nur die zarten Blätter der Wildgemüse sollen gesammelt werden. Die Blätter sind am Nachmittage am gehaltvollsten. Darum nachmittags sammeln! (…) Das gezogene Gemüsewasser muß stets gänzlich verwendet werden!“

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